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Psychische Krise – Problematik und Perspektive für Neues

    Krisen lösen meist notwendige Veränderungsprozesse und unsere Weiterentwicklung aus. In der Substanz geht es um eine Neujustierung, Neuorientierung, Neuordnung, die wir freiwillig nicht anstreben würden. Es geht darum, in einen neuen Lebensabschnitt zu wechseln, neue Erkenntnisse zu gewinnen, einen neuen Blick auf das Leben, die Menschen, und unsere Existenz zu erhalten. 

    Krisenmerkmale

    Ob in der Familie, in der Partnerschaft, in der Gesellschaft oder in uns selbst, ob es um unsere Gesundheit oder die Existenz geht – Krisen begleiten unser Leben. Diesen Gegebenheiten kann ein schleichender Prozess vorausgehen,  in dem wir etwas sich Anbahnendes bemerken, jedoch nicht wahr haben wollen. Vielleicht verdrängen wir gern mögliche Anzeichen und hoffen, dass es nicht schlimm wird.  Wird es schlimm, gerät die „Ordnung“ unseres Alltags zum Teil oder auch komplett durcheinander. Wir  können nicht klar erkennen, was vor sich geht, welchen Zweck dieser „Einschnitt“ in unserem Leben hat, wie lange es dauern wird, bis wieder „Ruhe“ einkehrt. Wir spüren, dass da etwas im Gange ist, das vieles oder sogar alles verändern kann. Dann versuchen wir die Kontrolle zu behalten, sondieren, wer oder was da Chaos in unserer „Lebensordnung“ anrichtet, können vielleicht sogar einen „Übeltäter“ ausmachen, aber egal was wir unternehmen, es zeigt meist nicht den gewünschten Effekt. Zunehmend befinden wir uns in einem emotionalen Zustand der Hilflosigkeit, Überforderung oder sogar Ausweglosigkeit und Ohnmacht.
    Dieser Zustand kann Wut, Angst und sogar Panik auslösen. Ein Gefühl von „Ordnung und Stetigkeit“ in unserem Alltag kann das Gefühl von Geborgenheit vermittelt, die sich aufzulösen droht.  Wir sind bestrebt diese „Ordnung“ wieder herzustellen.

    Krisen gehören zum Leben

    Menschen richten sich gerne in einer gewissen Lebensordnung ein, die bestimmte Strukturen beinhaltet. Jeder nach seinen Vorlieben, Bedürfnissen und Vorstellungen. Durch eine Krise geraten diese Strukturen in Unordnung. Je nach Intensität des „Einschnitts“ mal mehr und mal weniger.
    Krisen lösen meist notwendige Veränderungsprozesse und unsere Weiterentwicklung aus. In der Substanz geht es um eine Neujustierung, Neuorientierung, Neuordnung, die wir freiwillig nicht anstreben würden. Es geht darum, in einen neuen Lebensabschnitt zu wechseln, neue Erkenntnisse zu gewinnen, einen neuen Blick auf das Leben, die Menschen, und unsere Existenz zu erhalten. Es geht darum, zu entdecken, wieviel unentdecktes Potenzial noch in uns steckt. Energie, Stärke, Kreativität, Fähigkeiten, alles Dinge die wir oft erst in der Bewältigung einer Krise entdecken oder entwickeln. Wir erfinden Strategien für problematische Situationen, finden Lösungsmöglichkeiten, um möglichst zügig wieder Harmonie in unserem Leben schaffen zu können. Wir erkennen, wie belastbar wir eigentlich sind. Und so leidvoll sich eine Krise anfühlen kann, erst wenn sie bewältigt ist, erkennen wir ihren Sinn, für uns selbst, die Menschen unseres Umfelds, des Systems, in dem wir leben.

    Sind wir einer Krise völlig ausgeliefert?

    Wie stark sich jemand von einer Krise „gestresst“ fühlt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es hängt davon ab, wie oft wir in so einem Ausnahmezustand bereits waren, auch wie lange diese Phase dauert  und vor allem, wie wir mit solchen Gegebenheiten umgehen. Sind wir bereit, uns den Herausforderungen zu stellen oder verweigern wir uns? Akzeptieren wir das Gebotene und versuchen etwas Neues, Besseres daraus zu machen oder verweigern wir das Notwendige. Wir kommen leichter mit solchen Prozessen zurecht, wenn wir versuchen, uns an die sich verändernden Bedingungen in unserem Alltag anzupassen. In diesem Fall sollte unsere Haltung zum Leben, den Menschen und uns selbst gegenüber, wenn nötig korrigiert werden. Wir erhöhen und verlängern das Leidempfinden, wenn wir die ursprüngliche „Lebensordnung“ unbedingt aufrechterhalten wollen.

    Wie umgehen mit Krisensituationen

    In einer Krise ist es sinnvoll nicht in Panik zu geraten, Ruhe zu bewahren. Wenn wir in Panik geraten, können wir keinen klaren Gedanken fassen, entwickeln einen Tunnelblick, verlieren dadurch leicht den Überblick und sehen das Positive in unserem Leben nicht mehr. In akuten Momenten können Entspannungstechniken helfen, wie Achtsamkeits- oder Atemübungen. Eine effektive Atemübung geht wie folgt – Sie atmen 3 Sekunden lang ein, halten dann 4 Sekunden die Luft an und atmen 7 Sekunden langsam aus. Dabei konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Sie wiederholen diese Atemübung solange bis Sie sich ruhig fühlen.  
    Hilfreich können auch Gespräche mit Menschen unseres Umfelds sein, die ähnliches erlebt haben. Möglicherweise können wir nützliche Tipps erhalten. Kommen wir so nicht weiter, kann der Besuch bei Psychologen oder psychologischen Beratern professionelle Unterstützung bieten.
    Sich in jedem Fall Zeit geben und nicht erwarten, dass sich die Dinge möglichst schnell wieder ordnen müssen. Prioritäten setzen. Was ist jetzt wichtig und was kann aufgeschoben werden, um die Belastung möglichst nicht zusätzlich zu erhöhen.
    Die Gegebenheiten akzeptieren, beobachten und sich fragen – was will mir die Krise sagen? Welcher Bereich in meinem Leben bedarf jetzt besonders meiner Aufmerksamkeit? Was sollte sich ändern? Auch wenn es mitten in einer Krise schwer vorstellbar ist, sie hat auch etwas Positives im „Gepäck“. Wozu Sie gut ist, sehen wir meist erst danach.

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